Um sicherzustellen, dass die Instandhaltung ordnungsgemäß durchgeführt wird, ist es entscheidend, dass Arbeitsprozesse gut strukturiert und die Beschäftigten angemessen qualifiziert sind. Die Grundlage der Ablaufplanung bildet auch hier die Gefährdungsbeurteilung. Diese wird jedoch durch sich verändernde Arbeitsplätze mit diversen Gefährdungsfaktoren und unregelmäßig wiederkehrende Aufgaben erschwert.

Gefährdungsbeurteilung in der Instandhaltung

Das Instandhaltungspersonal ist während seiner Arbeit einer Vielzahl von potenziellen Gefährdungen ausgesetzt, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Diese Gefahren können von Arbeitsgeräten, den zu wartenden Maschinen und Anlagen sowie anderen Personen ausgehen. Die meisten schweren oder schwerwiegenden Unfälle in der Instandhaltung geschehen aufgrund von Quetschungen an laufenden Maschinen. Analysen zeigen, dass in den meisten dieser Fälle die Maschinen entweder nicht ordnungsgemäß abgeschaltet oder unzureichende Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) empfiehlt die sogenannte 4-Rang-Methode, um eine klare Vorgehensweise für Instandhaltungsarbeiten zu beschreiben.

Die Instandhaltung von Anlagen, besonders in Bereichen mit holz- und metallbearbeitenden Maschinen, erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit für die Sicherheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung (GBU), die tätigkeitsbezogene, personenbezogene und arbeitsbereichsbezogene Aspekte berücksichtigt, ist hierbei von entscheidender Bedeutung.

Arbeitsschutz Kompakt Nr. 131

Sichere Instandhaltung an Maschinen und Anlagen mit der 4-Rang-Methode

Die meisten tragischen Unfälle in der Instandhaltung ereignen sich bei der Arbeit an laufenden Maschinen, entweder weil sie nicht ordnungsgemäß abgeschaltet wurden oder weil angemessene Schutzmaßnahmen fehlen. Die 4-Rang-Methode bietet eine erprobte und praxisorientierte Herangehensweise, um die Anzahl solcher Unfälle erheblich zu verringern. Dabei ist stets der sicherste Rang zu wählen, da mit höheren Rängen auch das Unfallrisiko ansteigt.

Dieser Rang wird auch LoTo oder auch Lockout-Tagout genannt. Er ist der sicherste der 4 Ränge. Die Energieversorgung wird unterbrochen und ein unbefugtes, irrtümliches oder unerwartetes Ingangsetzen ausgeschlossen. Das wird zum Beispiel durch Ausschalten und Sichern des Hauptschalters mit einem Vorhängeschloss umgesetzt. Dabei ist ein wichtiger Grundsatz, dass alle an den Arbeiten Beteiligten die Anlage durch ihr eigenes Schloss gegen Wiedereinschalten sichern!

Die Sicherungsmaßnahme sollte zusätzlich ausreichend gekennzeichnet sein, so dass Beschäftigte, die die Anlage irrtümlich in Betrieb nehmen wollen, wissen, warum die Anlage stillgesetzt wurde und wen sie bei Problemen ansprechen können.

Manchmal kann es erforderlich sein, eine Maschine in Betrieb zu lassen, beispielsweise für die Fehlersuche. In einem solchen Fall können die vorhandenen Schutzeinrichtungen für den Betrieb genutzt werden. Hierzu gehören trennende Schutzeinrichtungen wie Verkleidungen, Abdeckungen, Umzäunungen oder Absperrungen, ortsfeste Schutzeinrichtungen wie Zweihandbedienungen, sowie Schutzeinrichtungen mit Annäherungserkennung wie Lichtvorhänge, Lichtschranken, Scanner, Schaltmatten, Schaltleisten oder Pendelkappen. Not-Aus-Schalter und Sicherheitsreißleinen dürfen keinesfalls im zweiten Rang verwendet werden, da sie nicht ausreichend Sicherheit bieten.
Wenn das Arbeiten mit den vorhandenen Schutzeinrichtungen nicht möglich ist, muss die Sicherheit durch zusätzliche Vorkehrungen gewährleistet werden. Das können beispielsweise Haken, Greifer oder Werkzeuge sein, die ein direktes Eingreifen in die Gefahrenzone überflüssig machen. Es können auch Trennwände oder Barrieren sein, die ein versehentliches Erreichen benachbarter Gefahrenbereiche erschweren. Zu den sichersten Vorkehrungen gehören beispielsweise Zustimmschalter. Wenn ein Zustimmschalter in einer dreistufigen Bauart ausgeführt ist, wird er in einer mittleren Position für den Betrieb der Anlage mit reduzierter Geschwindigkeit eingestellt. Beim Drücken oder Loslassen des Schalters wird die Anlage schnell gestoppt. Dadurch werden sowohl Personen berücksichtigt, die bei einem Schrecken den Schalter festhalten, als auch Personen, die ihn loslassen.
In Ausnahmefällen, in denen die Umsetzung der Ränge 1-3 aus technischen Gründen nicht möglich ist, sind besondere personelle und organisatorische Maßnahmen erforderlich. Der Unternehmer oder die Unternehmerin ist verpflichtet, die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu identifizieren und sicherzustellen, dass sie eingehalten werden. Dazu gehört unter anderem, dass nur fachlich qualifizierte Personen, die speziell für diese Arbeit geschult wurden, mit solchen Aufgaben betraut werden dürfen. Diese Personen müssen in der Lage sein, aufkommende Gefahren zu erkennen und zu verhindern. Im Gefahrenbereich dürfen sich ausschließlich Personen aufhalten, die für die Instandhaltungsarbeiten absolut notwendig sind. In einigen Situationen ist es erforderlich, eine zusätzliche Person zu bestellen, die den Fortschritt der Arbeiten überwacht und bei akuter Gefahr geeignete Maßnahmen ergreift, um Unfälle zu vermeiden.

Arbeitsbereichsbezogene Gefährdungsbeurteilung

Schaffen Sie eine sichere Arbeitsumgebung

Der Arbeitsbereich in einer Instandhaltungsabteilung ist geprägt von verschiedenen Werkzeugen, Maschinen und Materialien. Die arbeitsbereichsbezogene Gefährdungsbeurteilung stellt sicher, dass die physische Umgebung den höchsten Sicherheitsstandards entspricht. Dies beinhaltet die Überprüfung von Fluchtwegen, die Bereitstellung von geeigneter Schutzausrüstung und die Gewährleistung einer angemessenen Beleuchtung. Ein ordnungsgemäß organisierter Arbeitsbereich minimiert potenzielle Risiken und schafft eine sichere Grundlage für alle weiteren Tätigkeiten.

Die arbeitsbereichs­bezogene Gefährdungsbeurteilung zielt darauf ab, grundlegende Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden an sämtlichen Arbeitsplätzen zu gewährleisten. Gefährdungen in folgenden Arbeitsbereichen können in einer GBU dokumentiert sein:

  • holz- oder metallverarbeitende Maschinen
  • Arbeitsplätze in großen Höhen

  • Arbeit mit Gefahrstoffen
  • Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen

Mitarbeiter der Instandhaltung bei Arbeiten auf dem Dach des Unternehmens

Tätigkeitsbezogene Gefährdungsbeurteilung

Erkennen Sie mögliche Risiken in der Praxis

Die tätigkeitsbezogene Gefährdungsbeurteilung fokussiert sich auf die spezifischen Aufgaben, die in der Instandhaltung durchgeführt werden. Dabei werden die Gefahren analysiert, die mit bestimmten Tätigkeiten verbunden sind. Bei der Bedienung verarbeitenden Maschinen sind die Gefahren von Stoß- und Schnittverletzungen, ein hoher Lautstärkepegel oder auch mögliche Hitzeeinwirkungen gegeben. Beim Umgang mit elektrischen Komponenten besteht das Risiko von Stromschlägen. Diese Beurteilung ermöglicht es, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um möglichen Unfällen vorzubeugen.

Die tätigkeitsbezogene Gefährdungsbeurteilung dient dazu, die spezifischen Risiken im Zusammenhang mit den Arbeitsaufgaben zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen, um diese Risiken zu minimieren. Typische Tätigkeiten in der Instandhaltung, die in einer Gefährdungsbeurteilung aufgenommen werden sollten, können sein:

  • Reparaturen an elektrischen Geräten

  • Arbeiten auf Leitern, Gerüsten oder auf Anlagen

  • Wartungsarbeiten mit Schmierstoffen

  • Instandhaltungstätigkeiten innerhalb einer Maschine

Instandhaltung an einer grossen Anlage ecoprotec GmbH ecoprotec GmbH

Unser Tipp

Fragen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt nach möglichen Gefahrenquellen am Arbeitsplatz. Häufig ergeben sich dadurch weitere Punkte, die in eine Gefährdungs­beurteilung mit aufgenommen werden können. Denn oftmals denkt man bei der täglichen Routine nicht sofort an sämtliche Punkte, die für eine GBU von Relevanz sein können.

Personenbezogene GBU in der Instandhaltung

Behalten Sie individuelle Bedürfnisse im Blick

Die personenbezogene Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse der Beschäftigten in der Instandhaltung. Dies kann physische Gesundheitszustände, psychische Belastungen, Schwangerschaften oder Vorerkrankungen umfassen.

Alle Beschäftigten eines Unternehmens bringen individuelle Voraussetzungen mit, die berücksichtigt werden müssen. Die personenbezogene Gefährdungsbeurteilung evaluiert die speziellen Anforderungen aller Beschäftigten. Schwangere Mitarbeiterinnen benötigen besondere Rücksichtnahme, um ihre Sicherheit und die des ungeborenen Kindes zu gewährleisten. Personen mit bestehenden Gesundheitsproblemen benötigen möglicherweise angepasste Arbeitsaufgaben oder ergonomische Hilfsmittel. Diese individuelle Betrachtung ist entscheidend für die Schaffung einer sicheren Arbeitsumgebung für alle Mitarbeitenden.

Bei einer personenbezogenen Gefährdungsbeurteilung in der Instandhaltung sollten vor allem die individuellen Unterschiede und hervorzuhebende Merkmale der Beschäftigten dokumentiert werden, für die spezielle Tätigkeiten besondere Gefährdungen darstellen können. Unter anderem können darunter folgende Beschäftigtengruppen zählen:

  • Schwangere
  • Stillende
  • Minderjährige

  • Auszubildende
Mitarbeiter prüft Sicherheitsmaßnahmen vor Beginn der Instandhaltungsarbeiten an einer großen Belüftungsanlage

Was können wir für Sie tun?

Benötigen Sie Unterstützung bei der Erstellung einer GBU für die Instandhaltung? Unser Team Arbeitssicherheit hilft Ihnen gerne schnell und unkompliziert weiter.

Mitarbeiter der Instandhaltung wartet einen Arm eines Roboters in einem technischen Unternehmen

Ganzheitliche Sicherheit für Instandhaltungs­abteilungen

Eine einmalige Gefährdungsbeurteilung ist nicht ausreichend. Eine Fortschreibung der GBU ist zwingend notwendig. Die Arbeitsumgebungen und Tätigkeiten können sich im Laufe der Zeit ändern. Daher ist es wichtig, den Prozess regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren. Die kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen basiert auf den gesammelten Erfahrungen, Rückmeldungen der Beschäftigten und neuen Erkenntnissen in der Sicherheitsindustrie.

Die Gefährdungsbeurteilung in der Instandhaltung ist ein umfassender Ansatz, der arbeitsbereichsbezogene, tätigkeitsbezogene und personenbezogene Aspekte berücksichtigt. Diese multidimensionale Analyse ist der Schlüssel zur Schaffung einer sicheren Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter effektiv und geschützt arbeiten können. Durch Schulungen, regelmäßige Überprüfungen und kontinuierliche Verbesserungen wird sichergestellt, dass die Sicherheitsstandards immer auf dem neuesten Stand sind. Letztendlich trägt eine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung dazu bei, dass die Instandhaltung reibungslos und vor allem sicher abläuft.